THERE ARE NO FOREIGN LANDS. IT IS THE TRAVELLER ONLY WHO IS FOREIGN. NEUE BILDER
JOHANNESBERGER KABINETT
Warum trägt der Mann im Boot Krawatte?
Ein malerischer Bergsee, zwei Boote und in einem ein Mann mit weißem Hemd und Krawatte. Ob er wartet, wieder weg rudert oder die Gäste der Auberge de Temple einfach nur beobachtet? Festgehalten von der 1970 im italienischen Macerata geborenen Francesca Gentili, wirkt er als stiller, aufmerksamer Zeitzeuge und Erinnerung zugleich. Weshalb er Krawatte trägt oder ob er ein Sakko abgelegt hat, werden wir nicht erfahren. Genauso, wie es sich über die Herkunft der Fotografien, die Gentili all ihren Gemälden zugrunde legt, nur spekulieren lässt. Zwar erweist diese Herangehensweise sie als Zeitgenossin, ihre Gemälde jedoch sind entrückt, wie aus der Zeit gefallen. Als formulierten sie eine Stille, in der es weniger um topografische oder realistische Abbildung geht, als vielmehr um die Idee ferner Erinnerungen von magischen Momenten und Begegnungen. In der Auberge de Temple, im Herzstück des Hauses, zwischen Gasthaus und der höher gelegene Galerie, hängt der „Mann im Boot“ wie ein Juwel. Umringt von weiteren Porträts bildet er Teil der Galerie des sogenannten Johannesberger Kabinetts. Die Installation mit neuen Gemälden von Francesca Gentili ist zugleich als „Appetizer“ für ihre kommende Schau zu verstehen.
Ab 17. September ist in der Aschaffenburger Art de Temple ihre Schau THERE ARE NO FOREIGN LANDS. IT IS THE TRAVELLER ONLY WHO IS FOREIGN zu sehen.
Zu den wohl eindringlichsten Gemälden zählen dabei die Porträts. Gegenwärtig und doch irgendwie aus der Vergangenheit, in unwirklich leuchtenden, lasierenden Farben, schauen Kinder, Knaben und Mädchen, Männer in Badehose oder Uniform. Über dem Tisch mit den Flaschen entrückt unversehens das Mädchen mit dem Plüschtier, fragil das Bedürfnis nach Schutz offenbarend. Fast wirkt es, als würde es im nächsten Augenblick wieder entweichen. Doch Gentili weiß, dem Vergehen entgegen zu wirken, ja, Verschwinden zu fixieren und steigert damit die Vorfreude auf das, was da kommt.
Dr. Ariane Grigoteit
Die Vernissage zur Ausstellung findet statt am 16. September 2016 um 19 Uhr in der ART de TEMPLE, Elisenstraße 12, Aschaffenburg. Anmeldung bis 2. September erbeten.
Isabel