ZWISCHEN TROLL UND MITTSOMMER
Neue Werke von Juha Tammenpää und Arja Wunsch in der Art de Temple
Aus der Dämmerung ins Licht – nordische Malerei zwischen Trollen und Mittsommer. Fast wirken sie wie die Werke eines neuen finnischen Traumpaars, noch ein Geheimtipp, individuell, Realität und Traum verwebend und doch autark. Wunschs und Tammenpääs meisterhafte Schilderungen nordischer Mythik, ihre Begeisterung für Musik, epische Erzählungen und Naturerlebnisse sind zart, klar und zugleich märchenhaft farbstark.
Tammenpää zählt zu den einflussreichsten Lithografen des Landes – Wunsch wirkt darüber hinaus wie eine künstlerische Traumdeuterin par excellence. Als eine der engsten Vertrauten Viola de Temples schuf sie überdies die Voraussetzungen zur neuen Ausstellung in der Art de Temple. Kniffeligste Herausforderung dabei: die Werke Tammenpääs gerecht zwischen Aschaffenburg und New York aufzuteilen, denn dort ist der Künstler zeitgleich in einer aufsehenerregenden Gruppenschau, mit mehreren Folgestationen in den USA vertreten.
Natürlich spielt für beide Künstler die Landschaft eine besondere Rolle: torfige Ebenen, zerklüftete Berge, ferne Gletscher.
Ab und zu ein Tierwesen, ein einsames Gehöft und fast nie ein Mensch. Wenn doch, dann meisterhaft inszeniert, vor dem ewigen Horizont des finnischen Seeblicks oder als märchenhaftes Troll-Bild. Und dann Tammenpääs Draufgänger-Akademie „Huimapäiden Akatemia“ als ein romantisierender Traum von der Liebe, eingebettet in pittoresk ornamentale, skandinavische Landschaft oder Wunschs Figuren in kosmischer, leiser, unendlicher Natur.
Ihre exquisiten kleinen Lithografie-Auflagen sind seit 2015 fester Bestandteil des exklusiven Programms der Art de Temple. Seit 2012 dokumentiert Arja Wunsch (*1943) die Entstehung der nahe Aschaffenburg gelegenen Auberge de Temple, die Geschichte ihrer Initiatoren, dem Sammlerpaar Günther de Temple und seiner finnischen Frau Viola. Die Freundschaft der drei wäre mit „Seelenverwandtschaft“ trefflich beschrieben.
Wunschs Lithografien sind Steindrucke in kleinen Auflagen von höchstens zehn Exemplaren. Sie entstehen nach dem ältesten Flachdruckverfahren überhaupt. 1798 von Alois Senefelder entwickelt, ist es selbst für die aktuelle 3D-Technik noch Vorlage. Arja Wunsch nutzt das Verfahren, um, wie auf dem Papier auch auf den Stein zeichnen zu können. Resultat sind auserlesene, einfühlsame, häufig musikalisch inspirierte Szenerien, die die Künstlerin mit zahlreichen Hinweisen auf ihre Biografie verbindet.
Auch der 1959 in Vaasa geborene Tammenpää entwickelte, eingebettet in den europäischen Kunstströmungen von Realismus, Naturalismus und Symbolismus, eine individuelle Formensprache, die die kontinentalen Strömungen nicht nur neu interpretiert, sondern eine eigene, nordisch inspirierte Identität schafft. Meist dominiert in seinen Grafiken eine Atmosphäre heiterer Gelassenheit, die den Interieurs seiner Lebensgeschichte huldigt.
Tammenpää ist einer der renommiertesten finnischen Druckgrafiker. Seine Werke sind in mehr als zwanzig Ländern zu sehen. New Nordic und dabei doch traumhaft mystisch, das ist in Finnland kein Gegensatz.
Mit der „Best of“- Schau der Werke Tammenpääs und Wunsch präsentiert die Art de Temple Höhepunkte nordischer Malerei. Finnischer Lebensstil in Verbindung mit Qualität, Ökonomie und Ökologie und märchenhafter Gestaltung wirken hier innovativ, autark und spannungsreich.
Die Spannweite der Grafiken Juha Tammenpääs und Arja Wunschs sind in Kürze in der Galerie der Auberge de Temple in Johannesberg zu sehen.
Dr. Ariane Grigoteit
Isabel